Träume sind oft skurrile Phantasiegebilde, scheinbar absurde Theaterstücke in die wir aktiv miteinbezogen sind, die wir Nacht für Nacht durchleben. Sie könnten auch als unsere „nächtliche Lebensbühne“ bezeichnet werden. Träume können aufregend, beglückend, furchteinflößend und verwirrend sein, aber auch langweilig und relativ eintönig. Sinn und Bedeutung des nächtlichen Schauspiels vor unserem „inneren Auge“ haben die Menschen schon immer beschäftigt und waren von Beginn an Gegenstand von Spekulationen und Aberglauben.

Während die Menschen alter Kulturen Träume mit dem Übernatürlichen in Verbindung brachten und sie vor allem als göttliche oder dämonische Botschaften mit hoher prophetischer Bedeutung verstanden, wurde erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts die Verbindung der Träume zum Unbewussten entdeckt.

Im Jahre 1901 veröffentlichte der Arzt und Psychoanalytiker Sigmund Freud sein Buch über „Die Traumdeutung“, in dem er Träume auf wissenschaftliche, analytische Weise betrachtete und Traumtheorien entwickelte, die noch heute aktuell sind.

Für Freud waren Träume ein Zusammenspiel von nächtlichen Sinneswahrnehmungen, Resten aus dem Tagesgeschehen und verdrängten Erlebnissen aus der Vergangenheit, die eine Art verschlüsseltes, individuelles Bilderrätsel für – zumeist unbewusste – Wünsche, Ängste oder Erfahrungen des Träumers darstellen.

Auch heute noch vertreten viele Wissenschaftler die Ansicht, dass Träume sehr wichtige Aufschlüsse über unsere Denkweise und emotionale Struktur geben können.

Mit der Entwicklung der Elektroenzephalographie und speziellen Untersuchungen in Schlaflaboren sind auch die Traumphasen Gegenstand naturwissenschaftlicher Forschung geworden.

So wurde durch zahlreiche Experimente die enge Verbindung von REM-Schlaf und Träumen entdeckt. Jedoch träumt der Mensch – vielleicht in anderer Qualität – auch in den Non-REM-Phasen der Nacht. Die REM-Träume sind oft deutlicher, farbiger, skurriler und handlungsreicher als Träume in den Non-REM-Phasen. Ein gesunder, erwachsener Schläfer verbringt etwa 20-25% einer Nacht in diesen REM-Phasen.

 

Wissenschaftliche Erklärung

Viele Forscher halten Träume bei der Übertragung emotional bedeutsamer Informationen in das Langzeitgedächtnis für wichtig. Außerdem sollen während der verschiedenen Schlafphasen Gedächtnisspeicher unterschiedlicher Lernepochen aktiviert, miteinander verglichen und aufgearbeitet werden, die dann zu verschiedenartigen Arten der Traumgestaltung führen. Diese „Traumarbeit“ soll uns helfen, in unseren Handlungs- und Denkweisen flexibel und kreativ zu bleiben.

Zahlreiche neuere Untersuchungen an Träumenden konnten zeigen, dass emotionale Belastungen häufig als „Tagesreste“ in die Träume eingehen und im Laufe der Nacht mit unterschiedlichen Lösungsstrategien aus verdrängten oder vergessenen Erfahrungen in vergleichbaren Situationen verarbeitet werden.

Dadurch könnten Trauminhalte bestimmte Zusammenhänge zwischen momentanen Konflikten und früher erlernten Verhaltensweisen offenlegen. Bei „erfolgreicher“ Traumarbeit kommt es im Verlaufe der Nacht zu einer Änderung der emotionalen Färbung der Träume, die positivsten Träume sollen demnach am Ende einer Nacht auftreten.

Diese Theorie könnte für die problemlösende und stressverarbeitende Funktion der Träume sprechen und den altbekannten Ratschlag, Probleme „erst einmal zu überschlafen“, rechtfertigen.

Andere Traumforscher sehen Träume als das Ergebnis starker Aktivitäten von Nervenzellgruppen bestimmter Hirnregionen an, die – eher zufällig – elektrische Impulse in die Bewegungs-, Seh- und Hörzentren des Gehirns senden. Das Bewusstsein versucht nun diesem scheinbar chaotischen Spektakel einen Sinn zu geben und führt somit „Regie“ bei der Entstehung der oft so bizarren, unlogischen „Traumfilme“.

Trotz all dieser Theorien kann die Frage nach Sinn und Funktion des Träumens auch heute noch nicht endgültig beantwortet werden.

Es ist jedoch anzunehmen, dass Träume – egal ob aktive, schöpferische Denk- und Gedächtnisleistung oder nur zufälliges „Neutronengewitter“ bestimmter Hirnregionen – unabdingbar sind für das psychische Gleichgewicht und die unbewusste Auseinandersetzung mit den Erlebnissen des Tages.